Über Stufen eigene Grenzen überwinden – „Das Glasperlenspiel“ von Hermann Hesse

„Grenzen überwinden“, ein Thema das derzeit sozial und gesellschaftlich zum Teil sehr kontrovers diskutiert wird. Innere Grenzen oder äußere überwinden, nahezu täglich sind wir im Umgang mit anderen oder auch mit uns selbst dazu aufgefordert. Grenzen verbinden nicht, sie trennen!
Hermann Hesse, so glaube ich, beschreibt den Prozess des „Grenzen überwinden“ in dem von ihm verfassten Roman „Das Glasperlenspiel“ recht anschaulich, ich will versuchen Ihnen im Rahmen des Vortrages die Frage zu beantworten, warum ?

Hermann Hesse galt in meiner Studienzeit als Vorbild, wurde er doch damals als unangepasster Intellektueller gerühmt. Seine Bücher und Schriften galten schon fast als Pflichtlektüre für uns.
Der Roman „Das Glasperlenspiel“ hat mich in meinem bisherigen Leben mit einer gewissen Stetigkeit begleitet, mal intensiver, auch mal über Zeiten unbeachtet. Das darin niedergeschriebene Gedicht „Die Stufen“ ist vielleicht nicht gerade DAS Lebensmotto von mir, setzt man dafür den Begriff „begleitend“ in meinem Leben, dann trifft es ganz gut.

Über Stufen eigene Grenzen überwinden – Das Gedicht

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Über Stufen eigene Grenzen überwinden

Hermann Hesse, der am* 2. Juli 1877 in Calw im damaligen Königreich Württemberg geboren wurde und am 9. August 1962 in Montagnola in der Nähe der Luganer Sees verstarb, ihm wurde 1946 der Nobelpreis für Literatur für dieses, sein letztes großes Werk verliehen. Es spielt in einer Zukunftswelt, aus dem Kontext des Buches kann man erahnen, dass es ungefähr in 500 Jahren spielt. In dieser Zeit siedelt er die sog. „pädagogische Provinz Kastalien“ und das Leben seines Helden Magister Ludi Josef Knecht an.

Auf die wesentlichen Charakteristika dieser Welt verweist der Namenszusatz ‚Magister Ludi‘, ein Wortspiel, da das lateinische Wort ‚ludus‘ sowohl ‚Schule‘, ein magister ludi ist also historisch ein Schulmeister, als auch Spiel bedeutet, der Titel würde dann „Meister des Spiels“ heißen.

In der von Hesse entworfenen Welt bilden die männlichen, zölibatär lebenden Gelehrten einen straff organisierten Orden, der in Kastalien lebt – der heilen, abgeschotteten Welt einer geistigen Elite, die sich in Universalität und Harmonie entfaltet und darin ihren Selbstzweck erleben darf. Seine Aufgaben sieht der Orden im Bildungssystem, das ihm wiederum zur eigenen Reproduktion dient. Weiterhin in der Perfektion der Wissenschaften und Künste und insbesondere der Synthese beider Bereiche, dem Glasperlenspiel.

Es handelt sich beim Glasperlenspiel um den Versuch einer kunstvollen, ästhetisch ansprechenden Vereinigung aller Wissenschaften, der Versuch einer Universalsprache. Es soll eine übergreifende Verknüpfung aller Sachgebiete zu einem großen Ganzen werden. Die genauen Regeln dieses Spiels werden nur angedeutet und sollen so kompliziert sein, dass sie nicht einfach zu veranschaulichen sind. Das Spiel hat bereits quasirituellen Charakter angenommen; Ziel scheint es zu sein, tiefe Verbindungen zwischen scheinbar nicht verwandten Themengebieten herzustellen und theoretische Gemeinsamkeiten von Künsten und Wissenschaften aufzuzeigen. Beispielsweise wird ein Bach-Konzert mit einer mathematischen Formel verknüpft.

Der Publikumserfolg für ein „gutes Spiel“ wird dabei sowohl durch musikalische Klasse als auch mathematische Eleganz erreicht.
Das Glasperlenspiel erhielt seinen Namen von den ursprünglich verwendeten Spielsteinen, vielleicht ähnlich denen eines Abakus oder des Go-Spiels. Ursprünglich wollte Hesse Karten als Spielzeuge für sein Spiel benutzen; erst später entschied er sich für „Glasperlen“.

Zur Zeit der Romanhandlung sind diese jedoch überflüssig geworden und das Spiel wurde nur noch mit abstrakten gesprochenen Formeln gespielt. Das Konzept des Glasperlenspiels scheint so Ähnlichkeit zu den Ideen von Leibniz und seiner universellen wissenschaftlichen Formalsprache (Universalsprache) aufzuweisen. Darauf wird in der sog. „historischen“ Einleitung des Buches verwiesen.

Die strenge Bildungszivilisation, in der das Glasperlenspiel angesiedelt ist, wird dort als neue kulturelle Blüte nach der vorangehenden, eher an oberflächlicher bildungsbürgerlicher Unterhaltung interessierten, „Feuilletonistischen Epoche“ geschildert. In der Provinz Kastalien selbst herrscht allerdings ein Kulturzustand, in dem nichts Neues, Aufregendes, Abenteuerliches mehr entdeckt und geschaffen, sondern nur noch mit dem Vorhandenen „gespielt“ wird – umgangssprachlich wurde daher „Glasperlenspiel“ zum Ausdruck für ein selbstzweckhaftes, eitles und unkreatives Hantieren mit kulturellen Klischees.

Das Heraufziehen eines solchen Kulturzustands war die Sorge vieler Intellektueller in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ich komme darauf noch zu sprechen.

Thomas Mann gestaltete diese Sorge in seinem Doktor Faustus, der nach seinem eigenen Urteil Parallelität zum Glasperlenspiel aufweist.

Weiterhin schottet sich der sich nur noch der Betrachtung des Gegebenen widmende Orden von der Außenwelt ab, indem er sich nicht mehr mit praktischen, insbesondere politischen Fragen befasst.
Diese Widersprüche sind es, die für das Leben des Helden, Josef Knecht, entscheidend sind. Als Knabe wird er von der örtlichen Lateinschule weg an eine Eliteschule in der Ordensprovinz Kastalien berufen.

Wesentlich verändert durch die Bekanntschaft mit dem Musikmeister, einem der Ordensoberen, ordnet er sich ganz den Regeln des Ordens unter. Immer mehr macht er sich die Fähigkeiten zu eigen, die den Orden auszeichnen – Wissenschaft, Musik, Meditation und schließlich das Glasperlenspiel –, steigt immer höher in der Hierarchie, bis er schließlich eines der höchsten Ämter, das des Glasperlenspielmeisters, des magister ludi, bekleidet.

Von Anfang an prägen ihn aber auch die Einblicke in die Außenwelt. Schon in der kastalischen Schulzeit sind eine seiner wesentlichen Antriebsfedern seine heißen Diskussionen mit dem Klassenkameraden Plinio Designori. Der strebt ein Leben außerhalb des Ordens an und greift das weltabgewandte Leben in Kastalien scharf an.

Ein wesentlicher Schritt auf der Karriereleiter ist weiterhin Knechts Gesandtschaft in das katholische Kloster „Stift Mariafels“. Auch dies ein Stück Außenwelt, das er kennenlernt, zumal ihn ein Pater in die Geschichtswissenschaft einweist, die als zutiefst „weltliches“, in der Materialität verhaftetes Fach im kastalischen Kanon keinen Platz hat.
Über die Jahre seiner Tätigkeit als Magister Ludi muss Knecht erkennen, dass aufgrund der weltpolitischen Lage auch die Existenz Kastaliens auf tönernen Füßen steht, dass die kastalische Isolation mittelfristig nicht haltbar ist und die Provinz sich dem weltlichen Leben öffnen muss, um zu überleben.

Mit dieser Meinung und der damit verbundenen Warnung ist er aber im Führungskreis der Ordensbrüder recht alleine. Dort nicht verstanden und zur Ordnung gerufen, verlässt er die Gelehrtenwelt, um sich dem Dienst als Schulmeister an einem jungen Manne zu widmen. Es ist der rohe und unerzogene Naturbursche Tito Designori, der Sohn seines alten Diskussions-Widersachers Plinio. Als Knecht mit seinem neuen Schüler in einem Bergsee schwimmen möchte, stirbt er im eiskalten Wasser.

Das Gedicht „Die Stufen“ wird im zweiten Teil des Buches, „Josef Knechts hinterlassene Schriften“ genannt und im Kapitel „Die Gedichte des Schülers und Studenten“ wiedergegeben. Besondere Bedeutung erhält es für den ganzen Roman, indem Hesse es in vorherigen Kapiteln ausführlich den entscheidenden Wandel im Leben des „Magister Ludi“ Josef Knecht meditativ begleiten lässt. Dabei werden die Zeilen Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben ausdrücklich zitiert und als maßgeblich für Knechts Abschied von seinem Amt dargestellt. Im darauf folgenden Gespräch zwischen Knecht und einem engen Freund bringt Hesse dann eine ausführliche Interpretation des Gedichts. Es kann daher als „essenziell“ für die dramaturgische Gestaltung des Romans bezeichnet werden.

Joseph Knecht, der die höchsten Weihen Kastaliens erfahren hat, wird mehr und mehr bewusst, dass das Glasperlenspiel nur um seiner selbst Willen gespielt wird. Der ursprüngliche Gedanke, die Vereinigung der Wissenschaften im Spiel, geht verloren, wird zu leeren Hülle.
Durch seine früheren Kontakte zur profanen Welt erkennt er, wie bereits erwähnt, dass diese heile Welt des Glasperlenspiels gefährdet ist, ja früher oder später enden wird.
In dem apokalyptischen Gedicht DER LETZTE GLASPERLEN-SPIELER beschreibt Hesse das mögliche Ende Kastiliens. Alle Befürchtungen Joseph Knechts werden hier zusammengefasst, Kastilien, die Schulen, das Glasperlenspiel, die hohen Diskussionen sind dahin, zu Trümmern zerfallen.

Über Stufen eigene Grenzen überwinden

Der letzte Glasperlenspieler

Sein Spielzeug, bunte Perlen, in der Hand,
Sitzt er gebückt, es liegt um ihn das Land
Verheert von Krieg und Pest, auf den Ruinen
Wächst Efeu, und im Efeu summen Bienen.

In müder Friede mit gedämpftem Psalter
Durchtönt die Welt, ein stilles Greisenalter
Der Alte seine bunten Perlen zählt,
Hier eine blaue, eine weiße faßt,
Da eine große, eine kleine wählt
Und sie im Ring zum Spiel zusammenpaßt.

Er war einst groß im Spiel mit den Symbolen,
War vieler Künste, vieler Sprachen Meister,
War ein weltkundiger, ein weitgereister,
Berühmter Mann, gekannt bis zu den Polen,

Umgeben stets von Schülern und Kollegen.
Jetzt blieb er übrig, alt, verbraucht, allein,
Es wirbt kein Jünger mehr um seinen Segen,
Es lädt ihn kein Magister zum Disput;

Sie sind dahin, und auch die Tempel, Büchereien,
Schulen Kastaliens sind nicht mehr… Der Alte ruht
Im Trümmerfeld, die Perlen in der Hand,
Hieroglyphen, die einst viel besagten,
Nun sind sie nur noch bunte gläserne Scherben.
Sie rollen lautlos aus des
Hochbetagten Händen dahin, verlieren sich im Sand…

Waren es die Eindrücke der Schrecken des 2. Weltkrieges, Hesse lebte in der neutralen Schweiz, dass er eine gewisse Bitternis gegenüber einem intellektuellen Elfenbeinturm-Verhalten entwickelt hat? In der Nähe von Hesses Wohnsitz Montagnola lebten eine kleine Kolonie emigrierter deutscher Intellektueller, darunter auch zeitweise Bert Brecht. Hier wurde gemeinsam über die Vorgänge, wie es zur braunen Herrschaft in Deutschland kommen konnte, aber auch über die Weiterentwicklung der Gesellschaft, der Persönlichkeit und auch wie Deutschland sich nach dem schrecklichen Krieg wieder entwickeln solle, intensiv diskutiert.

Ich kenne keine Details, eines ist jedoch für mich auffällig, dass Hermann Hesse keinen weiteren Roman mehr geschrieben hat. Aus der Zeit nach dem „Glasperlenspiel“ ist bekannt, dass er regen Briefwechsel mit Freunden und, heute würde man sagen, „Fans“ pflegte.
Er beantwortete jedes Schreiben gewissenhaft, verbunden, wo nach seiner Meinung sinnvoll, mit guten Ratschlägen an Ratsuchende. Gewissermaßen ist er nach der Verleihung des Literatur-Nobelpreises von Magister Ludi des Glasperlenspiels, des literarischen Schaffens, zum Magister Ludi des Lehrens, der Ratschläge, geworden.

Nicht nur „Die Stufen“ stammen aus Hesses Feder, auch diese Aussage stammt von ihm „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“. Die Aufforderung zum Handeln steckt in diesem Satz, ebenso wie in den Stufen.
Dieses „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“ korrespondiert nach meiner Meinung unmittelbar mit dem Satz aus den Stufen: „Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen“
Das führt uns zu einer anderen Sichtweise, zu modernen Denkweisen, wie sie z.B. im Management angewendet werden. Ich meine damit den Begriff der Resilienz.

Resilienz ist die Fähigkeit eines Systems mit Veränderungen umgehen zu können. Eine Fähigkeit, die Hesse im Roman der Provinz Kastilien und ihrem Orden abgesprochen hat.
Kastilien und das System „Glasperlenspiel“ sollten sich aus der Sicht des Magister Ludi den sich abzeichneten Veränderungen entsprechend anpassen, festgefügte Traditionen überdenken, sich auf bevorstehende Änderungen des Umfeldes vorbereiten. Dazu war Kastilien nicht bereit, Joseph Knecht schon: „so will ich heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen“, er war resilient.
Die großen Vordenker über Managementsysteme, wie Peter Drucker, Fredmund Malik, Reinhard Sprenger, und andere, beschreiben die Wichtigkeit der Resilienz in der Gesellschaft, für die persönliche Entwicklung und natürlich für Unternehmen.

Was bedeutet das ?
Das, was uns aus der Vergangenheit und aus der Erfahrung an die heutige Stelle gebracht hat, muss nicht geeignet sein uns in die Zukunft zu führen.
Wir sollen von der Zukunft aus aufs Heute schauen und neue Gedanken und Ideen entwickeln, wie wir uns weiter entwickeln können, zukunftsfähig werden. Damit müssen wir innere und äußere Grenzen zu überwinden, so lautet die Aufforderung. Dies gilt für unsere persönliche Entwicklung wie für unser Geschäftsleben.

Wie kommt es, dass manche Menschen, Firmeninhaber und damit ihre Unternehmen besser mit schwierigen Situationen und Krisen umgehen können als andere?
Wie schaffen es manche Menschen, immer gut drauf zu sein, zu lächeln und fröhlich durchs Leben zu gehen, während andere ständig kritisieren, schlecht drauf sind und ein miesepetriges Gesicht ziehen?

Antworten hierzu gibt die Resilienzforschung:
Entscheidend sind demnach sieben Faktoren, ob Menschen an Krisen scheitern, sie verkraften oder womöglich gestärkt aus ihnen hervorgehen.
Lassen Sie uns prüfen, inwieweit wir in dem Gedicht „Die Stufen“ Aussagen zur Resilienz finden können.

Die sieben Faktoren der Resilienz sind:

  • Akzeptanz: Annehmen, was geschieht. Es ist ein Teil meines Lebens.
    Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne
  • Optimismus: Ich vertraue darauf, dass es besser wird.
    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und er uns hilft zu leben
  • Selbstwirksamkeit: Ich bin überzeugt, dass ich Einfluss nehmen kann.
    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen
  • Netzwerkorientierung: Ich traue mich, um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen.
    Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
  • Verantwortung: Ich weiß, welche Verantwortung ich habe und welche andere haben.
    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.
  • Lösungsorientierung: Ich gehe die Dinge an, werde aktiv.
    Nur wer bereit zu Abschied ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen
  • Zukunftsorientierung: Ich plane meine Zukunft, ich sorge für mich.
    Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden, Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde.

Mir ist nicht bekannt, dass Hermann Hesse den Begriff der Resilienz gekannt hat, aber in schönere Worte, als in dieses Gedicht kann man es wohl nicht fassen.

Akzeptanz, Optimismus, Selbstwirksamkeit, Verantwortung, Netzwerkorientierung, Lösungsorientierung, Zukunfts-orientierung, das alles finden wir im „Glasperlenspiel“ und seinem Gedicht „Die Stufen“.

Was bedeutet dies alles für uns, persönlich oder beruflich?
Ich erwähnte es bereits: Resilienz führt von der Vergangenheit über das Jetzt zur Zukunft. Vergangenheit und Zukunft vereinen sich im Jetzt, in unserer Gegenwart. Im Hier und Jetzt leben wir, jetzt ist der Zeitpunkt an dem Entscheidungen getroffen werden, im Jetzt können wir Grenzen überwinden.
Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, die Zukunft nur bedingt beeinflussen, das Jetzt ist die Zeit zu handeln, von der Zukunft her zu denken und dabei Grenzen zu überwinden.

Aber: Veränderungen, überwundene Grenzen bergen manchmal auch Risiken. Nicht immer gelingt die Umsetzung neuer Ideen, nicht immer haben wir Erfolg. Im Falle eines möglichen Misserfolges brauchen wir dann nicht nur „Die Stufen“ um heiter Raum um Raum zu durchschreiten, wir brauchen dann Hilfe. Die Hilfe der Familie, der Freunde, oder der Gemeinschaft, die uns helfen wieder aufzustehen.

Sie erinnern sich ? Netzwerkorientierung war einer von sieben Faktoren der Resillienz. Dazu findet sich im Roman „Das Glasperlenspiel“ ein weiteres Gedicht welches das eben gesagte beschreibt:

Über Stufen eigene Grenzen überwinden

Das Glasperlenspiel
Musik des Weltalls und Musik der Meister
Sind wir bereit in Ehrfurcht anzuhören,
Zu reiner Feier die verehrten Geister
Begnadeter Zeiten zu beschwören.

Wir lassen vom Geheimnis uns erheben
Der magischen Formelschrift, in deren Bann
Das Uferlose, Stürmende, das Leben,
Zu klaren Gleichnissen gerann.

Sternbildern gleich ertönen sie kristallen,
In ihrem Dienst ward unserm Leben Sinn,
Und keiner kann aus ihren Kreisen fallen,
Als nach der heiligen Mitte hin.

Wir erkennen, Hermann Hesse konnte auch Pathos !

So will ich in diesem Sinne mit einem Schuss Pathos zum Ende kommen:

Mit Zuversicht und resilientem Denken lassen Sie uns also … heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen …. und dabei Grenzen überwinden …… unsere eigenen …… die zu unserem Nächsten …. zum Wohle aller.

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.Und …… sollte doch etwas nicht so gelingen, wie gewollt so wissen wir:Und keiner kann aus ihren Kreisen fallen, als nach der heiligen Mitte hin.